Mittwoch, 4. Juni 2014

Trans-Portugal, 9 Etappen, 09.05.-18.05.2014



Schon einige Zeit spielte unser Pedro mit dem Gedanken, an dieser Challenge teilzunehmen. Es ist ein besonderes Rennen. Mit unglaublichen Distanzen. Ohne VP Points und Routenführung per Navi. 


Die Daten sprechen ein deutliches Bild:
9Etappen, 1.117km, 18.350hm.

Pedro berichtet nachfolgend über diese, seine Challenge:

Während des ganzen Rennens herrschte eine sehr persönliche, freundliche Atmosphere. Die Mitarbeiter des Veranstalters kannten uns Fahrer mit Namen und sorgten dafür, dass jeder alles hatte, was er brauchte. Ich hatte eine unglaubliche Form, wie ich sie auf solchen langen und harten Rennetappen noch nie erlebt habe. Das Rennen verlief gemäß einem GPS-Track mit 9 Etappen. Alle wichtigen Punkte (wichtige Stoppschilder, Brunnen oder Quellen, Cafés und andere Orte, wo man Essen und Wasser bekommen konnte) waren auf der GPS-Route markiert. Jeder musste sich selbst verpflegen. Die GPS-Route führte von Hotel zu Hotel von einem Dorf im Nordosten Portugals bis zur Südküste (an den Strand!).

Feeling, Vorbereitung, Erwartung:

Wie immer bei solchen großen Rennen gab es einige Rückschläge. Die erste Herausforderung war die Vorbereitung während des Winters. Nach einem schwierigen Saisonstart gelang es mir, 3 Monate lang jeden Tag ein bis zwei Stunden auf dem Rollentrainer zu trainieren. Ich konnte keine langen Trainingseinheiten im Freien abhalten, was mir Sorgen machte, zusammen mit einigen gesundheitlichen Problemen, aufgrund derer ich höchstens zwei Stunden am Stück trainieren konnte. Meine längste Trainingsausfahrt auf dem MTB war eine Strecke von 90km mit 2000hm. Ich war ziemlich gespannt auf die Streckenführung per GPS, da ich noch nie ein solches Rennen gefahren bin.

Mein ursprüngliches Ziel war die Top 10, aber nach all den Rückschlägen, mit denen ich zu kämpfen hatte, wollte ich nur noch gesund und glücklich finishen.


Das Rennen:


Tag 1 – 142km; 2468hm

Ich startete viel zu schnell und (vielleicht zu meinem Besten) riss mir bei km 40, als ich gerade in einer Dreiergruppe fuhr, die Kette. Nachdem ich die Kette in weniger als 5 Minuten repariert hatte, fuhr ich ein einsames Rennen und kämpfte damit, ein Tempo zu fahren, das ich theoretisch hätte halten müssen. Leider hatte ich meinen Essensbedarf falsch kalkuliert und fuhr bis Kilometer 80 mit einem leeren Magen. Zwischen Kilometer 80 und 120 war ich nur noch im Überlebensmodus und hatte das Gefühl, dass alles, was ich aß, keinerlei Auswirkungen auf meinen Körper hatte. Nach Kilometer 120 war ich wieder zuversichtlich, dass ich es schaffen konnte und behielt bis zum Ziel ein stetiges Tempo bei. Als ich ankam, hatte ich große Magenprobleme, mir war schlecht und ich konnte weder essen noch trinken. Schließlich musste ich mich übergeben und mir war schwindlig. Ich war dehydriert und wurde ins örtliche Krankenhaus gebracht, wo ich eine Stunde lang eine Infusion bekam. Das war ein sehr interessanter erster Tag … nur noch 8 lagen vor mir …

Tag 2 – 110km; +2134m

Ich verzichtete auf die Massage, aber nicht aufs Essen und hatte schließlich wieder so viel

Energie gesammelt, dass ich mich den zweiten Tag gewappnet fühlte. Mein Plan war, abzuwarten, wie ich mich fühlte, und es für diese eine Etappe etwas lockerer angehen zu lassen. Ich fühlte mich ziemlich normal, und so konnte ich ein gutes und stetiges Tempo beibehalten. Ich achtete diesmal darauf, dass ich genug zu Essen dabei hatte, und diesmal klappte es recht gut. Ich hatte gute Beine, sodass ich bis Kilometer 80 ein gutes Tempo fahren konnte. Dort fühlte ich mich langsam leer und hielt an, um Wasser zu trinken und mein geheimes Sandwich auszupacken, das ich während der nächsten 2 Kilometer aß. Das rettete mich! Zu Beginn der letzten 10 Kilometer hatte ich wiederum zu kämpfen, aber ich schaffte es! Ich fühlte mich gut (müde und total ausgehungert).

 

Tag 3 – 108km; +3069m

Ich freute mich sehr auf einige steile Trails. Damit wollte ich meinen schlechten Start wieder

ausgleichen, und gerade für lange, steile, mühevolle Passagen hatte ich am meisten trainiert. Bei den beiden heftigen Anstiegen fühlte ich mich sehr stark, und auf der Spitze des ersten Anstiegs fühlte ich mich wie Hause – die Landschaft sah ziemlich ähnlich aus wie auf meinen früheren Rennen in den Alpen. Ich war bereits unter den 10 ersten Fahrern, und auf dem zweiten (riesigen, 18km langen) Anstieg machte ich noch einige Plätze gut und behielt über die ganze Strecke ein gutes Tempo bei. Die Etappe endete mit einer 3 Kilometer langen Asphaltabfahrt, und ich gab nochmals alles. Ein toller Tag, schließlich war ich wieder ich selbst. Es war wieder sehr heiß, aber die frische Luft auf den Berggipfeln tat mir gut.

Tag 4 – 107km; +1739m

Nachdem ich mich auf der Etappe mit den hohen Bergen so gut gefühlt hatte, hatte ich kein

Problem damit, es heute sehr hart anzugehen, aber leider habe ich es übertrieben und kämpfte gegen Ende mit der Hitze. Mit der Ernährung war heute alles okay, nur die Massage war sehr schmerzhaft! 



 



Day 5 – 144km; +2136m

Es hieß, die letzten 40km dieser Etappe seien sehr hart, deshalb sparte ich mir meine Kräfte für

das Ende auf. Leider hatte ich einen Platten und musste drei Mal anhalten, wodurch ich um die 30 Minuten verlor. Die restlichen 90km fuhr ich dann allein und machte bis zur Ziellinie noch einige Plätze gut. Bei Kilometer 130 ging mir das Wasser aus, aber ansonsten klappte es mit der Verpflegung gut. Ich fühlte mich bei den Steigungen heute sehr gut und legte einen Gang zu. Ich war nicht müde, nur ein bisschen enttäuscht, aber alles gut!

 






Tag 6 – 167km; +1554m

Eine Etappe für die “Roadies”, was bedeutet, dass ich kämpfen musste, um in der Gruppe zu bleiben, aber ich gab mein Bestes. Die Strecke war sehr lang und relativ flach. Die Verpflegung war perfekt und ich gewann innerhalb unserer Gruppe einen fast 6 Kilometer langen Sprint bis zum Ziel. Ich war sehr glücklich, weil mich diese Etappe für den Frust wegen der technischen Probleme gestern entschädigte. Hatte heute gute Beine!

Tag 7 – 102km; +812m

Diese Etappe sollte eigentlich „leicht” sein, aber das war sie nicht. Ich hatte mit dem Tempo und

dem unebenen Gelände zu kämpfen. Ein harter Tag für die Hardtails. Hin und wieder war ich ziemlich müde. Ich freue mich auf die nächste Etappe morgen, die einige große Berge beinhaltet. Das wird sicher sehr heftig. Ich hoffe, meine Beine sind bereit dafür.

 




Day 8 – 137km; +3086m

Nach der schnellen, flachen Etappe habe ich mich auf einige starke Anstiege gefreut. Ich hielt ein

gutes Tempo und fuhr mit vier anderen in einer Gruppe. Gerade als wir die beiden letzten Fahrer abschüttelten, fuhr ich bei km 90 mit dem Hinterreifen gegen eine Felswand und hatte einen Platten (schon wieder, der war der Reifen nagelneu). Diesmal brauchte ich nur knapp 5 Minuten, einen Schlauch einzuziehen, aber auf den nächsten 30 Kilometern musste ich ihn noch fünf Mal aufpumpen. Insgesamt verlor ich so etwa 15 Minuten. Die nächsten 35 km fuhr ich allein den steilsten Anstieg dieser Etappe hoch. Nach dem letzten Anstieg holte ich einige Fahrer ein und fuhr mit einer guten Overall-Platzierung durchs Ziel. Kein perfekter Tag, aber ich bin immer noch guter Dinge! Gutes Tempo, gute Beine und kein Sturz! Ich freue mich auf das Ziel!

 

Tag 9 - 99km; +1350m

Der letzte Tag. Nachdem ich gestern wieder Pech hatte, musste ich heute wieder einige Zeit

gutmachen. Ab dem ersten Anstieg bei Kilometer 3 gab ich Gas und hielt erst bei km 52 wieder an, um Wasser nachzufüllen. Ich habe alles gegeben und bin glücklich darüber! Anders hätte ich es nicht machen können. Ich habe auf den Ebenen Gas gegeben, auf den Steigungen hart gekämpft, bin die ganze Strecke auf dem Strand gerannt und habe bei den Downhills alles riskiert. Eine großartige Erfahrung – die härteste, die ich je erlebt habe. All der Schmerz, die Erinnerungen und Gefühle sind einfach unvergesslich. Ich bin sehr glücklich dass ich alle Hindernisse überwunden habe. 

Nach insgesamt 52:25 bin ich mit einen 11.Gesamtplatz sehr zufrieden ins Ziel !

Vieles kann man nicht beschreiben und nur wenn man es gemacht hat, weiß man wie hart und schmerzhaft es war. Aber alle Zweifel haben sich verflüchtigt. Ich weiß jetzt, ich kann es! 

Es gilt für alle: Gib nie auf!

Resumeé:


Das war das härteste, längste und schönste Rennen, das ich je gefahren bin. Es war eine tolle

Atmosphäre mit den anderen Fahrern. Die Organisation war sehr gut. Es war alles bestens vorbereitet – die Strecken, die Unterbringung, die Verpflegung nach den Etappen (alles frisch zubereitet), Massagen und Bikepflege.

Als wir nach der letzten Etappe in Sagres ankamen, wurde ich gefragt: „Kommst du nächstes Jahr wieder?“, worauf ich antwortete: „Nie wieder!“ Aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher. Es war genial! 








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